A&M Experten analysieren Private Equity und Corporate Deals für das erste Halbjahr 2024

Von Steffen Kroner Managing Director A&M Private Equity Performance Improvement,
Co-Head A&M Germany und Jürgen Zapf, Co-Head A&M Germany, Managing Director, European Transaction Advisory Group Leader

– Deutscher M&A-Markt zeigt sich weiterhin aktiv bei PE- und Unternehmensdeals.
– Allerdings sehen wir sowohl eine hohe Anzahl von abgebrochenen Transaktionen als auch deutlich längere M&A Prozesse.
– PE-Investoren präferieren zunehmend „Asset Light“-Geschäftsmodelle.
– Unternehmen denken verstärkt über eine Fokussierung ihres Geschäftsmodells nach.
– Die nächsten 12 Monate werden von den anhaltenden operativen Herausforderungen für Unternehmen und dem zunehmenden Exitdruck bei PE-Fonds geprägt sein.

Die Experten-Teams von Alvarez & Marsal (A&M) haben die M&A- und Private Equity (PE)-Aktivitäten basierend auf aktuellen Daten für die ersten sechs Monate des Jahres 2024 einer tiefergehenden Analyse unterzogen. Dabei ergeben sich einige interessante Trends.
Die vorliegenden Daten geben einen umfassenden Überblick über Private Equity und Corporate Deals mit deutschen Targets im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2024.

Zusammenfassung der PE & Corporate Deals:
– Kumulierte Deal-Zahlen: In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 wurden insgesamt 768 Deals sowohl im PE- als auch im Corporate-Bereich abgeschlossen. Im ersten Halbjahr 2023 waren es 868 Deals also ergibt sich ein Minus von 11,5 %.
– Kombinierter Gesamtwert der Deals: Der Gesamtwert der PE- und Corporate-Deals erreichte von Januar bis Juni 2024 EUR 48.8 Mrd. Im ersten Halbjahr 2023 waren es EUR 44,9 Mrd., das bedeutet ein Zuwachs von 8,6%.

Highlights Private Equity Deals:
– Anzahl der Deals: Der PE-Sektor verzeichnete in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 insgesamt 290 Deals.
– Gesamtwert der Deals: Der Gesamtwert der PE-Deals belief sich im gleichen Zeitraum auf EUR 19,5 Milliarden.

Highlights der Unternehmenstransaktionen:
– Anzahl der Deals: Von Januar bis Juni 2024 wurden insgesamt 478 Unternehmensdeals verzeichnet.
– Gesamtwert der Deals: Der Gesamtwert der Deals betrug EUR 29,3 Mrd.

Allgemeine Markttrends, die sich aus der Analyse ergeben
Die Daten zeigen, dass der deutsche M&A-Markt im ersten Halbjahr 2024 mit einem Gesamtwert von EUR 48,8 Mrd. für PE- und Unternehmensdeals eine stark gestiegene Aktivität gegenüber EUR 44,9 Mrd. im Vergleichszeitraum 2023 verzeichnete.

Innerhalb des PE-Sektors verlagert sich der Investitionsschwerpunkt weiterhin weg von traditionellen Industrien hin zu Unternehmen mit weniger kapitalintensiver Ausstattung sowie Technologieunternehmen. Diese sind weniger von den starken Inflationstendenzen betroffen, welche in den letzten 24 Monaten die Rohstoff-, Arbeits- und Energiepreise stark beeinflussten. Diese Verlagerung in Verbindung mit der nur sehr langsamen Erholung des Large-Cap-Marktes und dem Druck auf PE-Unternehmen, erfolgreiche Exits aus ihren bestehenden Portfolios zu erzielen (was einen Multiplikator des investierten Kapitals von 2,5x oder mehr erfordert), prägt die aktuelle Landschaft der PE-Investitionen in Deutschland.

Typische Corporate Transaktionen sind eher geprägt durch Verkäufe in der Form von Carve-out Transaktionen und/oder Konsolidierungsüberlegungen (zum Beispiel in der Automobilzuliefer-Industrie).

Die „Bewertungslücke“ zwischen Verkäufer und Käufer wird allmählich kleiner, noch aber halten vor allem PE-Unternehmen an umfangreichen Portfolios fest, die auf günstige Exits warten, denn um Portfoliogewinne zu realisieren benötigen sie attraktiv hohe Unternehmensbewertungen. Auch der deutsche M&A-Markt zeigt in den ersten sechs Monaten 2024 eine robuste Aktivität, insbesondere im Small/Mid-Cap-Segment.

PE-Investoren verschieben Ihren Investitionshorizont und haben Mühe, ihre Renditeversprechungen zu erfüllen. Der Exit-Druck steigt. Unternehmen refokussieren sich und sind eher auf der Verkäuferseite. Dies zusammen mit den anhaltenden Herausforderungen durch Inflation und geopolitische Unsicherheiten, wird den deutschen M&A-Markt auch in absehbarer Zukunft prägen.

Bemerkenswerte Transaktionen in Deutschland im ersten Halbjahr 2024
Private Equity:
Die Risikokapitalgesellschaft Piva Capital hat zusammen mit anderen Investoren eine Beteiligung an der Ineratec GmbH erworben. Das in Deutschland ansässige Unternehmen bietet Technologien für die Entwicklung und Produktion von kohlenstoffneutralen synthetischen Kraftstoffen an, die fossile Brennstoffe ersetzen könnten. Der Kaufpreis betrug $ 129 Millionen.
Eine Gruppe von Investoren unter der Leitung des kanadischen Pensionsfonds Ontario Teachers“ Pension Plan erwarb im Rahmen einer Serie-C-Finanzierungsrunde eine Beteiligung an der Instagrid GmbH, einem deutschen Anbieter von tragbaren Batteriespeichern zur einfachen Erstellung mobiler Energieinfrastrukturen in Höhe von EUR 95 Mio.
Eine Investorengruppe unter der Führung des deutschen Süßwarenherstellers Haribo GmbH & Co KG hat über ihre Tochtergesellschaft Dr. Hans Riegel Holding eine Beteiligung an der Mushlabs GmbH, einem Foodtech-Start-up-Unternehmen, das sich auf Lebensmittelprodukte auf Pilzbasis spezialisiert hat, im Rahmen einer Serie-B-Finanzierung übernommen. Der Kaufpreis betrug $ 58 Millionen.
Institutional Venture Partners ist eine in den USA ansässige Private-Equity- und Risikokapitalgesellschaft, die in Unternehmen mit einem Umsatz von 10 Mio. bis 100 Mio. US-$ investiert. Das Unternehmen ist im Bereich der Late Stage Risikokapital- und Wachstumsfinanzierung tätig und investiert in Unternehmen aus den Sektoren Internet, digitale Medien, Software und Informationstechnologie sowie Mobilfunk, Reisen, Kommunikation, Infrastruktur und technologiegestützte Dienstleistungen. Institutional Venture Partners hat eine Beteiligung an der in Deutschland ansässigen Designplattform Kittl Technologies GmbH erworben. Der Kaufpreis betrug $ 36 Mio.
Spark Capital Partners LLC, eine Risikokapital- und Private-Equity-Firma, hat zusammen mit anderen Investoren eine ungenannte Beteiligung an der Qdrant Solutions GmbH erworben, einem in Deutschland ansässigen Software-Unternehmen, das sich mit der Entwicklung einer neuronalen Suchmaschine beschäftigt. Der Kaufpreis betrug $ 28 Millionen.

Corporate Deals:
Kontron AG, ein österreichisches Softwareunternehmen unterzeichnete eine Vereinbarung über den Erwerb von 8.587.138 Aktien die 59,4443% des Aktienkapitals von KATEK SE entsprechen. KATEK SE ist ein in Deutschland ansässiger Elektronikdienstleister der auch den Kundendienst von PRIMEPULSE SE, einer in Deutschland ansässigen Investmentgesellschaft mit Schwerpunkt auf Technologieunternehmen abwickelt. Der Wert der Transaktion beläuft sich auf EUR 275,6913 Mio. einschließlich Nettoverschuldung. Die Transaktion ist abgeschlossen und unterliegt den kartellrechtlichen Bestimmungen.
Das ungarische Pharmaunternehmen Richter Gedeon Nyrt hat einen Anteil von 9,0836% an der Formycon AG, einem deutschen Unternehmen für die Entwicklung von Medikamentenverabreichungsmethoden, erworben. Der Kaufpreis betrug EUR 82,8402 Mio. (89,71 Mio. US-$) bei einem Angebotspreis von 51,65 EUR pro Aktie.
Verisk Analytics Inc., ein US-amerikanisches Software- und Finanztechnologieunternehmen für Risikobewertungs- und Entscheidungsanalyse-software im Segment Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen, erwirbt die restlichen Anteile an der Rocket Enterprise Solutions GmbH, einem deutschen Anbieter von Insurtech-Dienstleistungen. Die Gegenleistung beträgt $ 10,6 Millionen. Die Transaktion wurde 11. Januar 2024 abgeschlossen.

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